In 2013, Volker Kennemann wrote an article about Johann Drüecke as a trader and transporter. The article entitled "Johann Drücke – ein Händler (trader) und Fuhrunternehmer (transporter) aus Ostentrop," appeared in the magazine of the local historical society, "An Bigge, Lenne und Fretter" with a subheading "Heimatkundliche Beiträge (local history magazine) aus der Gemeinde (from the municipality) Finnentrop." The magazine is published twice a year in June and December. The article appeared in the December 2013 edition on pages 160 to 179. Volker Kennemann is the magazine's editorial director. Part of he article was translated by Mark Riggleman, who found this Website when his Y-DNA matched up with my cousin Paul Drueke in December 2016. Most of it is translated with Google Translate. Better translations are most welcome, email: pabiggin@optonline.net
Original German | English Translation |
An Bigge, Lenne und Fretter
Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
Nr. 39, Dezember 2013, Seiten 160-179
Johann Drücke – ein Händler und Fuhrunternehmer aus Ostentrop
Von Volker Kennemann
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Along the Bigge, Lenne and Fretter Rivers
Local History Contributions from the Municipality of Finnentrop
No. 39, December 2013, pages 160-179
Johann Drücke – a Trader and Transporter from Ostentrop
By Volker Kennemann |
Sauerländer Fuhrleute
Trotz der schwierigen Verkehrsbedingungen und der schlechten Straßenverhältnisse
in der bergigen Landschaft des Sauerlandes waren schon im 16. Jahrhundert und bis
weit ins 19. Jahrhundert die Bewohner des Olper Landes in auffallend starker Weise
am Fuhr- und Handelswesen beteiligt. Besonders die Räume Olpe und Bilstein hatten
bedeutenden Anteil am Fuhrmannsgewerbe. Am bekanntesten sind bis heute die
Bilsteiner und die Benolper Fuhrleute, die als Fernfahrer und Überlandfahrer den
Güteraustausch zwischen West- und Mitteldeutschland betrieben, aber auch Fahrten
bis nach Süddeutschland unternahmen. Den Höhepunkt erreichte das sauerländische
Fuhrwesen im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als auch die Eisenindustrie
im Olper Land ihre Blütezeit hatte. Da mussten täglich die Erz- und Roheisenkarren
aus dem Siegerland Nachschub liefern und zigtausende Fuhren Holzkohle zu den
Eisenhütten gebracht werden.
Urkundlich nachweisbar ist, dass die Fuhrleute des Olper Landes Städte wie
Frankfurt/Main, Aachen, Kassel, Naumburg, Leipzig, Berlin, Braunschweig und
darüber hinaus noch viele andere angefahren haben. Dazu nutzten sie die damaligen
Fernlandstraßen, von denen sich vier wichtige im Südsauerland kreuzten. Zwei
dieser alten Fernwege stellten die Verbindung zwischen Ost und West her: die Heidenstraße
und die Römerstraße; die beiden anderen waren Nord-Süd-Verbindungen:
die Bergstraße und der Kriegerweg. Um 1780 kam noch die erste fest unterbaute
Chaussee, Holland-Frankfurt-Straße genannt, dazu. Sie kam von den Niederlanden
und führte über Wesel, Essen, Hagen, Halver, Meinerzhagen, Drolshagen, Olpe,
Rhonard, Altenkleusheim, Altes Heck, Kreuztal, Siegen, Dillenburg, Wetzlar nach
Frankfurt. Zugang zu diesen Fernwegen fanden die Fuhrleute und andere Reisende
über die zwischenörtlichen Kommunikationswege. Eine wichtige Nord-Süd-
Verbindung für unsere heimische Region war die Bergstraße, eine alte Königsstraße,
die von Norden über Münster, Hamm, Werl, Neheim kommend über Siegen
nach Frankfurt verlief. Sie durchquerte somit das Sauerland, wo sich viele Bewohner
wegen der günstigen Mittellage zwischen Nord- und Süddeutschland dem Fuhrgeschäft
zuwandten. Es waren vor allem Kleinbauern, die sich neben ihrer landwirtschaftlichen
Tätigkeit einen eigenen Fuhrbetrieb aufbauten. Da die Felder nur geringe
Erträge erbrachten und die Viehzucht auf den mageren Bergweiden auch nicht
lohnend war, sahen sie sich nach einer einträglicheren Erwerbsquelle um und entdeckten
den Warentransport als lohnenden Nebenverdienst oder sogar als Haupter-
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Sauerland Teamsters
Despite the difficult traffic conditions and the poor road conditions in the mountainous landscape of the Sauerland, the inhabitants of the Olpe district were involved in the transport and trade business in the 16th century and well into the 19th century. The Olpe and Bilstein districts, in particular, played a significant role in the wagoner trade. The best known to date are the Bilsteiner and the Benolper carters, who operated the long-distance transport and intercity driver goods exchange between West and Central Germany, but also made trips to southern Germany. The peak of the Sauerland transport was reached in the 18th and at the beginning of the 19th century, when the iron industry in the Olpe district had its heyday. Every day, the ore and pig iron carts from the Siegerland had to deliver supplies, and thousands of loads of charcoal were brought to the ironworks.
It is documented that the carters of the Olpe district have visited cities such as Frankfurt am Main, Aachen, Kassel, Naumburg, Leipzig, Berlin, Braunschweig and many more. They used the then long-distance roads, four of which crossed southern Sauerland. Two of these old long-distance routes made the connection between East and West: Heidenstrasse and Römerstraße; the other two were north-south connections: the Bergstrasse and the Kriegerweg. Around 1780, the first firmly underbuilt road, called the Holland-Frankfurt road, was added. It came from the Netherlands and led via Wesel, Essen, Hagen, Halver, Meinerzhagen, Drolshagen, Olpe, Rhonard, Altenkleusheim, Altes Heck, Kreuztal, Siegen, Dillenburg, Wetzlar to Frankfurt. The carters and other travelers found access to these long-distance routes via the inter-local routes. An important north-south connection for our home region was the Bergstraße, an old royal road that ran from the north via Münster, Hamm, Werl, Neheim via Siegen to Frankfurt. It thus crossed the Sauerland, where many residents turned to the transport business because of the favorable middle position between northern and southern Germany. It was mainly small farmers who set up their own transport business in addition to their agricultural activity. Since the fields produced low yields and the livestock on the meager mountain pastures was not worthwhile, they looked for a more lucrative source of income and discovered the transport of goods as a rewarding sideline or even as a main line of work.
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werb. Auf diese Weise ließ sich der Mangel an anderen Verdienstmöglichkeiten gut
kompensieren. Einige von ihnen fuhren im Auftrag größerer Unternehmer oder
Handelshäuser, andere betrieben auf eigene Rechnung einen schwunghaften Handel.
Wenn sie die gewerblichen Produkte des Landes an den Handelsplätzen abgesetzt
hatten, brachten sie auf ihrem Rückweg Güter mit, die im Olper Land Seltenheitswert
hatten und daher hoch begehrt waren wie z.B. Kaffee, Wein, Tabak, Salz u.
dergl.
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In this way, the lack of other earning opportunities could be well counterbalanced. Some of them operated on behalf of larger entrepreneurs or trading houses, others operated a lively trade on their own account. If they had sold commercial products from their hiome district at the trading places, they brought goods on their way back which had rarity value in the Olpe district and were therefore highly coveted such as coffee, wine, tobacco, salt and the like. |
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Orig. Bildunterschrift: „Sächsisches Fuhrwerck. Nach der Natur gez: &: radiert v.
J. A. Klein in Nürnberg 1815. (Ein Koburger Frachtwagen mit zwei Pferden)“. So
haben auch die heimischen Frachtkarren ausgesehen. |
Orig. Caption: "Saxon Fuhrwerck. After nature: &: eras v. J. A. Klein in Nuremberg 1815. (A Koburger Freight Cart with Two Horses)." This is how the domestic freight carts looked. |
Die Fuhrleute unternahmen ihre Fahrten entweder allein oder im Verband,
mit und ohne Geleit. Sie führten ihr Pferd oder Gespann zu Fuß oder vom Wagen.
Wenn der Fuhrmann sein Gespann vom Sattel aus leitete, dann saß er auf dem
Pferd, links von der Deichsel, das bis heute Sattelpferd heißt. Die heimischen
Frachtkarren hatten hohe Räder, einen offenen Aufbau und die Ladung war mit
Stroh und einer umseilten Plane aus Leinwand abgedeckt. Unbeladen lag die Plane
lose auf der Karre.
| The carters made their journeys either alone or in association, with or without escort. They led their horse or team on foot or from the cart. When the driver drove his team from the saddle, he sat on the horse, to the left of the drawbar, which is still called saddle horse. The domestic freight carts had high wheels, an open structure, and the cargo was covered with straw and a roped tarpaulin canvas. Unladen, the tarpaulin lay loose on the cart. |
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Im Allgemeinen nahmen die Fuhrleute auf ihren Frachtfahrten immer die
gleiche Route. Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse in der sauerländischen
Bergregion konnten zum Warentransport nur zweirädrige Karren verwendet werden,
die von einem oder mehreren Pferden gezogen wurden. Bei starken Steigungen (wie
z.B. am hohen Lenscheid) wurde Vorspann erforderlich. Dieser wurde an den entsprechenden
Stellen von Bauern gegen Entlohnung bereitgehalten. Das Gewicht
einer Karrenladung schwankte zwischen 8 und 10 Waag (1 Waag = 120 Pfund), was
etwa 10 bis 12 Zentnern entspricht. Schwerbeladen holperten die Karren durch die
oft tief eingeschnittenen Fahrrinnen der Straßen. In den Hohlwegen mussten sich die
Fuhrleute durch lautes Peitschenknallen verständigen, weil dort ein Ausweichen
nicht möglich war.
Es war ein hartes Leben, das die sauerländischen Fuhrleute führten. Wochen
oder sogar Monate verbrachten sie bei Wind und Wetter mit ihren Lastkarren auf
der Straße und fast jede Nacht mussten sie in einer anderen Herberge Unterkunft
suchen.
Ein großes Problem für die Fuhrleute waren die damals häufig zu überwindenden
Zollgrenzen an den vielen deutschen Kleinstaaten. An den Zollstationen
mussten Zollgebühren bezahlt werden, die den Verdienst schmälerten. Auch die
Vorspanngelder, die Wegegebühren, Material- und Pferdeverschleiß verschlangen
einen erheblichen Teil des Verdienstes.
Probleme gab es auch mit den zahlreichen unterschiedlichen Münzsorten, die
von den Frachtfahrern eingenommen wurden, ob Reichstaler, Louisdors, Dukaten,
Gulden, Carolin usw. Sie mussten nach der Heimkunft vom Fuhrunternehmer oder
Handelsherrn gewogen und umgerechnet werden.
Mit dem Aufkommen der Eisenbahn in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
war das Schicksal dieses Gewerbes besiegelt. Ein Fuhrmann nach dem anderen gab
das Geschäft auf. Die Konkurrenz der Eisenbahn war zu übermächtig.
| In general, the carters always took the same route on their freight trips. Due to the poor road conditions in the Sauerland mountain region, only two-wheeled carts could be used to transport goods, pulled by one or more horses. For high gradients (such as at high Lenscheid), an extra team of horses would be required. This service was provided in such places by local farmers for a fee. The weight of a cart load varied between 8 and 10 Waag (1 Waag = 120 pounds), which corresponds to about 10 to 12 talers. Heavy loads jolted the carts as they passed through the frequently deep-rutted roads. In the rutted roads, the carters had to use heavy whip lashes on the horses, because that was the only way to get through.
The Sauerland carters led a hard life. They spent weeks or even months on the road with their carts in the wind and weather, and almost every night they had to look for accommodation in another hostel.
A major problem the carters had to deal with were the frequent customs borders at the many German small states. Customs fees had to be paid at the customs offices, which reduced the earnings. Also the care of the horses and the wear and tear on the horses was a substantial cost.
There were also problems with the numerous different types of coins, which were taken by the freight drivers, whether Reichstaler, Louisdors, ducats, guilders, Carolin, etc. They had to be weighed and converted by the haulier or merchant after the return home.
With the advent of the railway in the second half of the 19th century, the fate of this industry was sealed. One driver after another gave up the business. The competition of the railway was too overwhelming.
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Johann Drücke und seine Familie
Auch im Kirchspiel Schönholthausen haben sich einige Bauern dem Fuhrgeschäft
gewidmet. So liest man z. B. im Schatzregister von 1717 im Landständearchiv unter
Deutmecke: „tut Jorgen Tollner in Kaysers Backhaus auf der Straße fahren“. Während
wir über ihn nichts weiter wissen, ist Johann Theodor Bitter in Schönholthausen
weitaus bekannter. Dieser nannte sich stets Didterich und war der Sohn des
Johann Eberhardt Bitter (1712-1783) und der Maria Margarethe Selle (1709-1769)
in Fretter. In Schönholthausen war er verheiratet mit Maria Katharina Elisabeth
Kallenstein, Tochter des Philipp Kallenstein (1700-1777) und der Anna Gertrud
Korte (1705-1769). Didterich Bitter führte nach dem Tode seines Schwiegervaters
| Johann Drücke and His Family
The parish of Schönholthausen is an example of where farmers were dedicated to the transport business. So you read, e.g., in the tax register of 1717 in the landowner archive under Deutmecke (Finnentrop): "does Jorgen Tollner drive in Kayser's Backhaus on the road". While we know nothing about him, Johann Theodor Bitter is far better known in Schönholthausen. He was always called Didterich and was the son of Johann Eberhardt Bitter (1712-1783) and Maria Margarethe Selle (1709-1769) in Fretter. In Schönholthausen he was married to Maria Katharina Elisabeth Kallenstein, daughter of Philipp Kallenstein (1700-1777) and Anna Gertrud Korte (1705-1769). Didterich Bitter continued his grocery after his father-in-law's death,
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Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
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dessen Lebensmittelhandlung weiter, war Bauunternehmer, handelte mit Holzkohle,
die er in seinen eigenen Wäldern brennen ließ, und betrieb ein Fuhrunternehmen.
Sein Hauptgeschäftspartner war die Firma des Olper Bürgermeisters Johann Joseph
Harnischmacher, mit der er von 1769 an zusammenarbeitete.1 Von ihm ist ein Anschreibe-
und Tagebuch erhalten, in dem er über seine Unternehmungen korrekt
Buch führte.2
In Johann Didterich Bitters Verwandtschaft finden wir einen weiteren Fuhrunternehmer:
Johann Drücke aus Ostentrop. Auch von ihm ist ein insgesamt 92 handgeschriebene
Seiten umfassendes Schreibbuch3 im Format von ca. 18x21 cm erhalten,
in dem er alles notierte, was er an Waren für seine Kundschaft transportierte. Dieser
Johann Drücke stammte allerdings nicht aus einer eingesessenen Ostentroper Familie
sondern aus Elspe, wo er am 18. Januar 1743 als Johann Börger (Boerger) geboren
wurde. Nach dem Boergerschen Familien-Stammbaum, der allerdings leider
keine Geburtsdaten aufweist, dürfte es sich um Johann Hermann Boerger vom
Borghof in Elspe handeln. Der sogenannte Borghof lag westlich des Dorfes auf
einer Anhöhe gut geschützt am Salmeckebach. Hier war früher vielleicht auch der
Elsper Vogt- oder Königshof. Johann Hermann war eines von sieben Kindern des
Wilhelm Boerger und dessen aus Meggen stammenden Ehefrau Anna Katharina
König.4 Durch den Ortskern seines Heimatdorfes Elspe führten von Köln kommend
über Attendorn an der Kirche vorbei die alten Fernwege und teilten sich dann einmal
in Richtung Altenvalbert (Römerweg) sowie „Oberen Elspe“ und Wormbach
(Heidenstraße). Somit war das Dorfleben stark geprägt von dem stetigen Verkehr,
der mitten durch das Dorf fahrenden Frachtkarren der Kaufleute. Möglicherweise
hat dies den jungen Johann Börger derart beeindruckt, dass er selbst den Wunsch
verspürte, den Beruf des Kaufmanns zu ergreifen.
Am 10. Juni 1776 ehelichte er im Alter von 33 Jahren in der Schönholthauser
Pfarrkirche die 20-jährige Maria Elisabeth Krämer (auch Kremer oder Cremer), die
Tochter des Heinrich Krämer in Ostentrop, der seit 1742 mit Anna Margarethe Kallenstein
aus Schönholthausen, einer Schwester von Philipp Kallenstein, verheiratet war.
Der Krämersche Hof in Ostentrop gehörte zu den Anwesen, die sich aus verhältnismäßig
kleinen Anfängen heraus zu einer gewissen Bedeutung entwickelten.
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was a contractor, traded in charcoal burned in his own woods, and ran a trucking business. His main business partner was the company of Olper Mayor Johann Joseph Harnischmacher, with whom he worked together from 1769 on.1 From him, a mailing and diary has been received, in which he correctly wrote about his undertakings.2
In Johann Didterich Bitter's kinship we find another haulage contractor: Johann Drücke from Ostentrop. There is also a ledger (approx. 18 cm by 21 cm) from him, 92 handwritten pages total, in which he notes everything which he transported for his clients. This Johann Drücke, however, didn't come from an established Ostentrop family; rather he came from Elspe where he was born on 18th of January 1743 as Johann Börger (Boerger). Looking at the Boerger family tree, which sadly doesn't give birth dates, he could be the Johann Hermann Boerger of Borghof ("Borg Farm") in Elspe. The so-called Borghof lay to the west of the village on a hill, well protected on the Salmecke Creek. This may have been the earlier site of the Vogt's or King's court in Elspe. Johann Hermann was one of seven children of Wilhelm Boerger and his wife Anna Katharina König from Meggen.4 Through the center of his home village Elspe led from Cologne via Attendorn past the church the old long-distance routes and then shared once in the direction Altenvalbert (Römerweg) and "Upper Elspe" and Wormbach (Heidenstraße). Thus, the village life was strongly influenced by the steady traffic, the midst of the village moving freight carts of merchants. Perhaps this has impressed the young Johann Börger so much that he even felt the desire to take the profession of a merchant.
On June 10, 1776, at the age of 33, he married the 20-year-old Maria Elisabeth Krämer (also known as Kremer or Cremer), the daughter of Heinrich Krämer in Ostentrop, who since 1742 with Anna Margarethe Kallenstein from Schönholthausen, a sister, in the Schönholthauser parish church by Philipp Kallenstein, was married.
The Krämersche Hof in Ostentrop was one of the estates that developed from relatively small beginnings to a certain importance.
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1 S. dazu: Schönholthausen – Ein altes Pfarrdorf im kurkölnischen Sauerland, zusammengestellt von
Volker Kennemann. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Dorfchronik, Schönholthausen 1990, S. 485/486.
2 Original im Familienbesitz Bitter, Kopie im Pfarrarchiv Schönholthausen.
3 Das Original dieses Anschreibebuches befindet sich noch im Besitz von Liesel Hümmler, geb. Drüke,
Schönholthausen, eine Kopie davon im Pfarrarchiv Schönholthausen.
4 Nach Angaben von Frau Christa Verse, geb. Börger, Elspe.
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1 See: Schönholthausen - An Old Parish Village in Sauerland in the electorate of Cologne, compiled by Volker Kennemann. Editor: Community Effort to Chronicle a Village, Schönholthausen 1990, p. 485/486.
2 Original held by the Bitter family, copy in the Schönholthausen rectory.
3 The original of this ledger book is still in the possession of Liesel Hümmler, geb. Drüke, Schönholthausen, a copy of it is in the parish archives Schönholthausen.
4 As reported by Christa Verse, née Börger, Elspe.
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Dieses von einem Urlauber gemalte Ölgemälde zeigt das 1769 erbaute Krämersche
Haus (re) mit dem schon verschieferten Giebel und das von Johann Drücke 1786
errichtete Haus (li). Im Vordergrund fließt der heute verrohrte Bermeckebach. Die
Ostentroper St. Lucia-Kapelle im Hintergrund wurde Ende der 1950er Jahre aufgrund
ihrer Baufälligkeit abgerissen. |
This oil painting painted by a tourist shows the Krämersche house (right) built in 1769 with the already gable and the house built by Johann Drücke 1786 (left). In the foreground flows the today cased Bermeckebach. The Ostentroper St. Lucia Chapel in the background was demolished in the late 1950s due to its dilapidated nature. |
Erstmalig erwähnt wird der Kotten Krämer in Ostentrop im Jahre 1599. Da verkauft
Peter Stracke, Bruder des verstorbenen Ewiger Pächters Jakob Stracke, eine vormals
zu Schürten Gut gehörende Kottenstätte mit Haus an einen Joan Möller, genannt
Krämer. 1633 lässt sich der Name Krämer in Ostentrop wieder nachweisen und
zwar mit dem Zusatz „arm“. Die wirtschaftlich bescheidenen Verhältnisse auf dem
Krämerschen Kotten besserten sich erst mit dem genannten Heinrich Krämer
(*1715) und seiner Frau Anna Margarethe Kallenstein (*1715). Anna Margarethes
Vater war Theodor Kallenstein (Thiderich Kaltestein), der ca. 1665 eigentlich als
Funke geboren wurde, sich aber nur Kallenstein nannte und mit seiner Frau Anna
Maria in Schönholthausen lebte. Die Tochter war, wie alle Kallensteins Kinder, vom
Vater gut ausgestattet. Ihr Bruder Philipp, der spätere Schwiegervater des oben
erwähnten Johann Didterich Bitters, bewirtschaftete wie sein Vater ein von den
Herren von Hörde zu Schönholthausen gepachtetes Gut und handelte in seinem
| For the first time the Kotten Krämer is mentioned in Ostentrop in the year 1599. Peter Stracke, brother of the deceased Ewiger tenant Jakob Stracke, sells a former Kottenstätte with a house belonging to Schürten Gut to a Joan Möller, called Krämer. In 1633, the name Krämer can again be proven in Ostentrop with the addition of "poor". The economically modest conditions on the Krämerschen Kotten improved only with the aforementioned Heinrich Krämer (* 1715) and his wife Anna Margarethe Kallenstein (* 1715). Anna Margarethe's father was Theodor Kallenstein (Thiderich Kaltestein), who was actually born as a spark about 1665, but only called himself Kallenstein and lived with his wife Anna Maria in Schönholthausen. The daughter, like all Kallenstein children, was well-equipped by the father. Her brother Philipp, who later became the father-in-law of the above-mentioned Johann Didterich Bitters, managed, like his father, a property leased by the lords of Hörde to Schönholthausen and traded in his |
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Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
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Haus mit vielerlei Waren. Auch eine Wirtschaft muss sich darin befunden haben.
Die hochverschuldete Adelsfamilie von Schnellenberg in Schönholthausen beauftragte
ihn mit der Führung ihrer Gutsgeschäfte und ab 1739 verwaltete er auch im
Auftrage des Osnabrücker Weihbischofs Johann Adolph von Hörde die Hördischen
Erbgüter. Philipp Kallenstein war auch noch Provisor der Schönholthauser Kirche
und Gerichtsschöffe am Gericht zu Attendorn. Er wurde durch seine Geschäfte so
wohlhabend, dass er später mit anderen Bauern die von Schnellenbergischen und
von Hördischen Besitzungen erwerben konnte.
Mit dem Ehepaar Heinrich Krämer und Anna Margarethe Kallenstein gelangte das
Krämersche Anwesen zu einem gehobenem Wohlstand. Heinrich wurde sogar
Schöffe des Gogerichts Schliprüthen. In den Jahren 1743 bis 1755 wurden dem
Ehepaar Krämer-Kallenstein sechs Kinder geboren, von denen die ersten fünf noch
im Kindesalter starben. Nur das letztgeborene Kind, die am 1. Dezember 1755 geborene
Tochter Maria Elisabeth, überlebte und erbte den Krämerschen Besitz.
Im Jahre 1769 konnten sich die Beiden ein neues Haus bauen. Es steht noch
heute am Mittelweg/Ecke St. Lucia-Straße in Ostentrop.5 Auf dem Inschriftbalken
am rückwärtigen Giebel sind die Namen seiner Erbauer zu lesen:
HENRICUS CREMER GERICHT SCHEFFEN VND ANNA MARGREHTA
KALLENSTEIN HABEN ANNO 1769 DIESES HAVS ERBAVEN LASEN WELCHES
GOTT IN GNADEN BEWAHREN WOLLE ST. AGATA ORA PRO NOBIS
Auf der Umrahmung des sich in der zum Mittelweg schauenden Giebelseite befindlichen
ehemaligen Deelentors sieht man neben den Namen der Erbauer in vier blütenartigen
Rosetten die lateinischen Worte:
UBI BENE IBI PATRIA
WO (es mir) GUT (geht) DORT (ist mein) VATERLAND6
Oben im Giebel über dem Deelentor ist folgender Spruch zu lesen, der offensichtlich
auf eine Nutzung des Hauses als Gastwirtschaft hinweist:
KOMT NUR ZV MIR ICH HAB FVER EVCH WEIN VND BIER MEINE GÄST HABT
IHR GELD ICH HAB DAS BEST
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house with many goods. Even an economy must have been in it. The highly-indebted noble family of Schnellenberg in Schönholthausen commissioned him with the leadership of their estate business and from 1739 he also managed by order of the Osnabrück suffragan bishop Johann Adolph von Hörde the Hordi hereditary goods. Philipp Kallenstein was also provisional of the Schönholthauser church and court adjudicator at the court of Attendorn. He became so wealthy through his business that later with other farmers he was able to acquire those of Schnellenbergische and of the Hordish possessions.
With the couple Heinrich Krämer and Anna Margarethe Kallenstein, the Krämer estate reached a high prosperity. Heinrich even became a juror of the Gogericht Schliprüthen. In the years 1743 to 1755, six children were born to the couple Krämer-Kallenstein, of which the first five died in childhood. Only the last born child, the daughter born on December 1, 1755, Maria Elisabeth, survived and inherited the Krämerschen possession.
In 1769 the two were able to build a new house. It still stands today on Mittelweg at the corner of St. Lucia Street in Ostentrop.5 The inscription bar on the back gable shows the names of its builders:
HENRICUS CREMER DIRECTED SCHEFFEN AND ANNA MARGREHTA KALLENSTEIN HABEN ANNO 1769 THIS HOUSE INCLUDED LASES WELCHES GOD IN MERCY KEEPING WOOL ST. AGATHA ORA PRO NOBIS
On the framing of the former Deelentor, which is located in the gable side looking towards Mittelweg, one sees the Latin words next to the names of the builders in four flower-like rosettes:
UBI BENE IBI PATRIA: WHERE THERE IS GOOD, THERE IS MY FATHERLAND6
Above in the gable above the Deelentor is the following saying to read, which obviously indicates a use of the house as a restaurant:
COME TO ME ONLY. I HAVE FOR YOU WINE AND BEER. MY GUESTS HAVE YOUR MONEY. I HAVE THE BEST. |
5 Dieses Haus kaufte Anton Kaufmannn 1901 von Johann Drückes Enkel Joh. Wilhelm Drüeke, Landwirt
und Schankwirt. Anton Kaufmann zog von Kaufmanns Haus (heute St.-Lucia-Straße 7) nach dort um
und betrieb hier die urig eingerichtete typische Dorfkneipe weiter. Seit 2002 ist das Haus im Besitz von
Markus Eckert., der das alte Fachwerkgebäude z. Zt. aufwendig restauriert.
6 Eine Sentenz nach dem römischen Staatsmann Cicero (106 bis 43 v. Chr.) – eine Art Lebensregel für
Opportunisten.
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5 This house was bought by Anton Kaufmannn in 1901 by Johann Drückes grandson Joh. Wilhelm Drüeke, farmer and barkeeper. Anton Kaufmann moved from Kaufmann's house (now 7 St. Lucia Street) to there and continued to operate here the quaint furnished typical village pub. Since 2002, the house has been owned by Markus Eckert. The old half-timbered building was recently restored.
6 A sentence after the Roman statesman Cicero (106 to 43 BC) - a kind of life rule for opportunists.
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Im Haus Krämer/Drücke betrieb später Anton Kaufmann nach dem Erwerb 1901
seine Dorfkneipe. Das frühere Deelentor wurde offensichtlich schon im 19. Jahrhundert
zu einer Haustür verkleinert. Ausschnitt aus einer Ansichtskarte von 1916. |
In the house Krämer/Drücke operating later Anton Kaufmann after the acquisition in 1901 his village pub. The former Deelentor was obviously reduced to a front door in the 19th century. Detail from a postcard from 1916. |
Sollte dieser Spruch aus der Erbauungszeit des Hauses stammen, dann dürfte schon
sein Erbauer Heinrich Krämer hier eine Dorfgaststätte betrieben haben.
Johann Börger aus Elspe heiratete also 1776 hier ein, war Bauer, wahrscheinlich
auch Gastwirt, und nannte sich zunächst nach dem Hofnamen „Krämer“. Spätestens
1781 begann er seinen Warenhandel7, hatte aber zu diesem Zeitpunkt - wie aus
seinem Anschreibebuch hervorgeht - seinen Namen aus unbekannten Gründen in
Drücke geändert. Möglicherweise gab es diesen Namen in seiner Verwandtschaft
und er übernahm diesen.8 Am 1. April 1786 übertrugen der Schöffe Heinrich Krä-
| If this saying comes from the construction of the house, then probably his builder Heinrich Krämer have operated here a village restaurant.
Johann Börger from Elspe married here in 1776, was a farmer, perhaps even an innkeeper, and went by the house name "Krämer" after this. By 1781 at the latest he began trading, but he had by this time - as attested in his ledger - changed his name for unknown reasons. It could be that this name existed amongst his kinfolk and he adopted it.8 On April 1, 1786, the court pastor Heinrich Krämer |
7 Das geht aus einer Notiz auf S. 65 (Kopie) hervor, wo es heißt: „1781 d. 26. Oct. Rotgerus Fisbach
alhir Debet und bahr gelehnt 1 Rtl. 10 Stüb.“
8 Es haben möglicherweise Beziehungen zu Niederhelden bestanden. Um 1700 gab es den Namen „Drüeke“
in Niederhelden: Am 2.7.1734 wird Cornelius Drüeke-Hagen in Niederhelden als Sohn der Eheleute
Peter Drüeke und Anna Maria Rademacher geboren. Er heiratete um 1765 die Anna Maria Petmeck.
Dieses Ehepaar Drüeke erbaute im Jahre 1767 das heute als Stall und Scheune dienende alte Haus in der
Petmecke (Grevenbrück). (Quelle: Stammfolge der Familie August Drüeke in Petmecke nach Josef
Börger). Der zweite Sohn von Johann Börger-Drücke mit seiner zweiten Frau Elisabeth Bitter, Johann
Wilhelm Drüeke (!), heiratete am 30.10. 1827 die Anna Maria Struck von Niederhelden. Sie lebten in
Niederhelden. Nach dem Tode seiner Frau am 6.12.1831 heiratete Joh. Wilh. Drüeke die Josephina
Heller von Rieflinghausen.
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7 This is evident from a note on page 65 (copy), where it says: "1781 d. Oct. 26 Rotgerus Fisbach alhir Debet and bahr leaning 1 Rtl. 10 stüb. "
8 There may have been relationships from Niederhelden. Around 1700 there was the name "Drüeke" in Niederhelden: On July 2, 1734, Cornelius Drüeke -Hagen was born in Niederhelden as the son of Peter Drüeke and Anna Maria Rademacher. He married Anna Maria Petmeck around 1765. This couple Drüeke built in 1767 a house in the Petmecke (Grevenbrück) surviving today as a stable and barn. (Source: Family of the family August Drüeke in Petmecke after Josef Börger). The second son of Johann Börger-Drüeke with his second wife Elisabeth Bitter, Johann Wilhelm Drüeke(!), married Anna Maria Struck of Niederheldenon on October 30, 1827. They lived in Niederhelden. After the death of his wife on December 6, 1831, Joh. Wilh. Drüeke married Josephina Heller from Rieflinghausen.
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mer und seine Frau Haus und Hof ihrer Tochter Maria Elisabeth und deren Ehemann
„Joes Drüecke von Elspe aus börgers Hause“.9 Noch im gleichen Jahr, am
18. November, starb Schwiegervater Heinrich Krämer im Alter von 71 Jahren, seine
Frau am 23. Februar 1795.
1786 erbaute Johann Drücke neben dem Elternhaus seiner Frau ein eigenes
Haus. Auch dieses Haus steht noch am Mittelweg.10 Auf der dem Krämerschen
Haus zugewandten Giebelseite des Fachwerkhauses sind drei Inschriften zu lesen.
In der Giebelspitze über dem Kreuz:
TVE RECHT SCHEV NIMAND
Darunter:
OMNIA AD MAJORVM DEI GLORIAM ALLES ZV DER HÖCHSTEN EHR GOTTES
Und über dem Eingang:
WARHEIT IST GEN HIMMEL GEFLOGEN TREV IST VBER MEHR11 GEZOGEN GERECHTIGKEIT
IST GAR VERTRIEBEN VNTREV IST AVF ERDEN GEBLIEBEN
ANNO 1786
Johann Drücke und seine Frau warteten vergebens auf Kindersegen und nach 14
Ehejahren starb Maria Elisabeth Krämer-Drücke 34-jährig am 1. April 1790 ohne
Kinder bekommen zu haben. Der 47-jährige Witwer mit zwei Häusern ging bereits
einige Wochen nach dem Tode seiner Frau am 25. Mai 1790 eine zweite Ehe mit
der noch 19-jährigen Maria Elisabeth Bitter (*12. Dezember 1770) aus Fretter ein.
Sie war eine Tochter des Johann Peter Bitter (1737-1804), des Bruders von Johann
Didterich Bitter, und der Maria (Anna) Elisabeth Kallenstein (1742-1810) aus
Schönholthausen. Maria Elisabeth Kallenstein war die Tochter des bereits genannten
Philipp Kallenstein aus Schönholthausen, der damit der Großvater mütterlicherseits
der Maria Elisabeth Bitter war. Vater Johann Peter Bitter nahm damals eine
bedeutende Stellung in der Holzkohle- und Eisenindustrie ein. Ihr sieben Jahre jüngerer
Bruder Johann wurde am 9. Januar 1808 Großherzoglich Hessischer Schultheiß
für den Bezirk Schönholthausen, gab aber, nachdem das Sauerland preußisch
geworden war sein Amt zurück, weil er sich mit den neuen Landesherren nicht so
recht anfreunden konnte. Wie viele Angehörige der Familie Bitter war auch Maria
Elisabeth offensichtlich eine geschäftstüchtige Person. Mit Hilfe ihrer Familienbezie-
| and his wife transferred the house and farm of their daughter Maria Elisabeth and her husband "Joes Drüecke von Elspe aus börger's home."9 In the same year, on November 18, father-in-law Heinrich Krämer died at the age of 71 years, his wife on February 23, 1795.
In 1786 Johann Druck built his own house next to his parents' home. This house is also still on the Mittelweg.10 Three inscriptions can be read on the gable side of the half-timbered house facing the Krämerschen house. In the gable top above the cross:
DO RIGHT FEAR NO ONE
Under that: OMNIA AD MAJOREM DEI GLORIAM ALL TO THE GREATER GLORY OF GOD
And above the entrance:
TRUTH IS FLOWED TO GENE SKY TREU IS ABOVE LAKE11 DRAWN JUSTICE IS DISCOUNTED FALLEN ON GROUND ANNO 1786
Johann Drücke and his wife waited in vain for blessing of children and after 14 years of marriage, Maria Elisabeth Krämer-Drücke died at the age of 34 on 1 April 1790 without having had children. The 47-year-old widower with two houses went a few weeks after the death of his wife on May 25, 1790 a second marriage with the still 19-year-old Maria Elisabeth Bitter (* 12 December 1770) from Fretter. She was a daughter of Johann Peter Bitter (1737-1804), the brother of Johann Didterich Bitter, and the Maria (Anna) Elisabeth Kallenstein (1742-1810) from Schönholthausen. Maria Elisabeth Kallenstein was the daughter of the aforementioned Philipp Kallenstein from Schönholthausen, who was thus the maternal grandfather of Maria Elisabeth Bitter. Father Johann Peter Bitter at that time occupied an important position in the charcoal and iron industry. Her younger brother Johann was January 7, 1808 Grand Duchy Hessian mayor for the district Schoholthausen, but gave, after the Sauerland had become Prussian his office back because he could not make friends with the new rulers. Like many members of the Bitter family, Maria Elisabeth was obviously an enterprising person. |
9 Fam. Archiv Bitter, Fretter, Akte 1060.
10 Es ist seit 2005 in Besitz von Stefan Eckert, wurde von diesem restauriert und ist zu einem Schmuckstück
des Dorfes geworden.
11 = Meer.
|
9 Fam. Archive Bitter, Fretter, Act 1060.
10 It has been owned by Stefan Eckert since 2005, has been restored by the owner and has become a gem of the village.
11 = sea.
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Giebel des von Johann Drücke 1786 erbauten Fachwerkhauses |
Gable of Johann Drücke half-timbered house built in 1786 |
hungen und vielleicht auch finanzieller Unterstützung von Bitterscher Seite dürfte
Johann Drücke sein gut florierendes Fuhrunternehmen weiter ausgebaut haben.
Begünstigt wurde Drückes Geschäft auch durch die Lage Ostentrops an der Bergstraße,
so dass er selbst oder seine Fuhrknechte diesem Fernweg Richtung Süden
über die Grevenbrücke, Bilstein, Welschen-Ennest, Krombach und Siegen zur Messestadt
Frankfurt oder nach Norden über Faulebutter zum Hellweg folgen konnten.
Auf Grund der gut laufenden Geschäfte erreichte der frühere ärmliche Kotten Krämer
die Größe eines stattlichen Hofes, so dass der älteste Sohn und Erbe Johann
Joseph (*24. Juli 1791) sich später sogar als „Gutsbesitzer“ bezeichnen konnte.
Johann Drücke war wie sein Schwiegervater auch Gerichtsschöffe. Seiner ehelichen
Verbindung mit Maria Elisabeth entstammten außer Sohn Johann Joseph noch zwei
weitere Söhne Johann Wilhelm (* 17. April 1793) und Franz Anton (* 8. November
1795) sowie eine Tochter Maria Katharina (* 1. Juli 1797).
| With the help of her family relationships and perhaps also financial support from Bitterscher Seite Johann Drücke should have further expanded his well-thriving trucking company.
Drückes business was also favored by the location Ostentrops on the mountain road, so that he or his fleet could follow this route south via the Greven bridge, Bilstein, Welschen-Ennest, Krombach and Siegen to the fair city Frankfurt or north via Faulebutter Hellweg. Due to the good running business reached the former poor Kotten Krämer the size of a stately court, so that the eldest son and heir Johann Joseph (* 24th July 1791) could call himself later even "landowner". Johann Drücke was like his father-in-law and court juror. His marital union with Maria Elisabeth came from son Johann Joseph nor two other sons Johann Wilhelm (born April 17, 1793) and Franz Anton (born November 8, 1795) and a daughter Maria Katharina (born July 1, 1797). |
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Doch schon ein Jahr nach der Geburt seiner Tochter starb der Fuhrunternehmer
Johann Drücke im Alter von nur 55 Jahren am 4. Mai 1798. Im Sterberegister trug
ihn der damalige Schönholthauser Pfarrer Tollmann allerdings unter dem Namen
Johann Cremer ein. Seine erst 27-jährige Witwe ging eine zweite Ehe ein mit Ferdinand
Wortmann aus Lenhausen am 27. Dezember 1798. Sie verzog mit ihrem neuen
Ehemann und den Kindern aus erster Ehe nach Binolen bei Balve, wo sie mit ihren
zweiten Ehemann noch einmal zwei Söhne hatte. Elisabeth Bitter-Drücke-
Wortmann starb am 2. Mai 1835. Sie wurde 64 Jahre alt.
| But just one year after the birth of his daughter, the hauler Johann Drücke died at the age of 55 years on May 4, 1798. In the death register, the then Schönholthausen pastor Tollmann, however, introduced him under the name Johann Cremer. His widow, only 27, entered into a second marriage with Ferdinand Wortmann from Lenhausen on December 27, 1798. She moved with her new husband and children from her first marriage to Binolen near Balve, where she once again had two sons with her second husband. Elisabeth Bitter-Wortmann died on May 2, 1835. She was 64 years old. |
Aus Johann Drückes Anschreibebuch
Über einen Zeitraum von wenigstens 17 Jahren hat Johann Drücke in seinem bereits
erwähnten Anschreibebuch viele Notizen über seine weit verzweigten Handelsbeziehungen
und ausgedehnten Geschäfte, die vom Münsterland bis nach Frankfurt
mit seiner berühmten Messe reichten, eingetragen. Die Kaufleute kamen im Frühjahr
und Herbst nach Frankfurt, um ihre Waren anzubieten. Die Frankfurter Herbstmesse
findet schon seit 1240 statt, jeweils am Ende der Erntezeit an Mariä Himmelfahrt
(15. August). Seit 1330 wurde auch die Frühjahrsmesse im April eingeführt.
Die Messe wurde früher durchgeführt im Kern der Altstadt zwischen Dom und
Römer und entwickelte sich zur Drehscheibe des Fernhandels.
Aus Drückes Anschreibebuch geht hervor, dass er u.a. mit einer landestypischen
Spezialität handelte, die über die Grenzen Westfalens hinaus für ihre Qualität berühmt
geworden ist: dem westfälischen Schinken. Dieser wurde meist über vier
Wochen dick eingesalzen, dann gewässert und mit Buchensägemehl geräuchert.
Wenn er Monate später seinen idealen Zustand erreicht hatte, konnte er in den Handel
gebracht werden. Drücke kaufte Schinken auf und machte damit in den Städten
wohl gute Geschäfte. Auch auf den Frankfurter Messen fanden die Schinken aus
dem Sauerland reißenden Absatz. Zu den mit am häufigsten von Drücke beförderten
Waren gehörte Salz. Karrenweise brachten seine Knechte Salz mit.
Eine andere Spezialität besorgte er, wenn er von Frankfurt zurückkam. Aus dem
mittelhessischen Niederselters im Landkreis Limburg-Weilburg, das an der Strecke
von Ostentrop nach Frankfurt liegt, ließ er seine Knechte Selterswasser mitbringen.
So findet sich z. B am 9. Juni 1798 die Notiz, dass der Fuhrknecht Franz Hachen auf
der Rückfahrt von Frankfurt u. a. auch „an Seltzerwasser 66 Krüg“ für 11 Reichstaler
mitgebracht hat12. Das heute noch bekannte und viel getrunkene Mineralwasser
| From Johann Drücke's Book of Accounts
Over a period of at least 17 years, Johann Drücke has written many notes in his previously mentioned booklet on his extensive trade relations and extensive business, ranging from Münsterland to Frankfurt with its famous trade fair. The merchants came to Frankfurt in the spring and autumn to offer their goods. The Frankfurt Autumn Fair has been held since 1240, at the end of the harvest season on the Assumption Day (15 August). Since 1330, the Spring Fair was introduced in April. The fair was formerly held in the heart of the old town between cathedral and Romans and developed into a hub of long-distance trade.
Drückes booklet shows that, among other things, he traded in a local specialty which has become famous for its quality beyond the borders of Westphalia: the Westphalian ham. This was usually salted over four weeks, then watered and smoked with beech sawdust. When it reached its ideal state months later, it could be traded. Drücke bought up ham and probably did good business in the cities. Also at the Frankfurt fairs, the ham from the Sauerland found rapid sales. One of the goods most frequently transported by Drücke was salt. His servants transported salt with carts.
Another specialty he got when he came back from Frankfurt. From the middle Hessian Niederselters in the district of Limburg-Weilburg, which lies on the route from Ostentrop to Frankfurt, he brought his servants Selterswasser. So you will find z. B on June 9, 1798 the note that the driver Franz Hachen on the way back from Frankfurt u. a. also brought "to Seltzerwasser 66 Krug" for 11 Reichsthalers12. The still well-known and much drunk mineral water
|
12 S. 59. Diese Eintragungen erfolgten schon durch Johann Peter Bitter.
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12 p. 59. These entries were already made by Johann Peter Bitter.
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Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
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aus einer Quelle bei Niederselters wurde in Steinkrügen, den so genannten Selterswasserflaschen,
transportiert und auch exportiert.13 |
from a source at Niederselters was transported in stone pitchers, the so-called Selterswasserflaschen, and also exported.13 |
|
Mineralwasserflaschen aus Steinzeug wurden erst seit Beginn des 18. Jahrhunderts
genutzt. Sie waren reine Einwegprodukte. Für knapp 200 Jahre war die Steinzeugflasche
mit dem Stempelaufdruck „Selters“ quasi das Synonym für Mineralwasser. |
Stoneware mineral water bottles were only used since the beginning of the 18th century. They were pure disposable products. For almost 200 years, the stoneware bottle bearing the stamp "Selters" was the synonym for mineral water. |
Drückes Anschreibebuch enthält eine Menge Namen von Kunden und Geschäftspartnern,
mit denen er seine Geschäfte betrieb. Auch die Namen seiner Fuhrknechte
und von Verwandten erfahren wir aus seinen Aufzeichnungen. Sehr häufig wird
Anton Börger in Elspe genannt, der nicht nur für Johann fuhr, sondern offensichtlich
auch am Fuhrgeschäft mitbeteiligt war. Es ist Johanns Bruder, der bei Plencker
in Elspe eingeheiratet hatte. Anton Börger setzte auch eigene Knechte für Frachtfahrten
ein. Öfter genannt wird auch ein Johann Börger, bei dem es sich allem Anschein
nach aber nicht um Johann Börger-Drücke selbst handelt, sondern wohl um
einen anderen Bruder. Nur wenige Male erwähnt wird ein weiterer Bruder Everhard,
der aber offensichtlich auch ab und zu im Auftrage Johanns gefahren ist, und am 28.
März 1798 seine Schwester Maria Katharina, für die er 12 Rtl. 18 Stbr. an den Juden
Aaron Heyman in Lenhausen zu zahlen hatte.Von der Meggener Verwandtschaft
waren Johann und Franz König an einigen Fuhren beteiligt. Ansonsten beauftragte
Johann Drücke in der Regel seine beiden Fuhrknechte Franz Hachen aus
Ostentrop und Peter Bülle mit den Fahrten. Als weitere Knechte nennt er Peter Eichof
(Eikhof in Ostentrop?) und Wilm Düperthal.
| Drücke's book contains a lot of names of customers and business partners with whom he ran his business. We also learn the names of his carts and relatives from his records. Very often Anton Börger is mentioned in Elspe, who not only drove for Johann, but was obviously also involved in the transport business. It is Johann's brother, who had married Plencker in Elspe. Anton Börger also used his own servants for freight transport. Also often mentioned is a Johann Börger, who seems to be not dealing with Johann Börger-Drücke himself, but probably with another brother. Only a few times is mentioned another brother Everhard, but obviously also occasionally drove on behalf of Johann, and on March 28, 1798 his sister Maria Katharina, for whom he 12 Rtl. 18 hours to the Jew Aaron Heyman in Lenhausen had to pay. Of the Meggener kinship Johann and Franz king were involved in some rides. Apart from that, Johann Drücke usually commissioned his two truck drivers Franz Hachen from Ostentrop and Peter Bülle with the rides. As other servants he calls Peter Eichof (Eikhof in Ostentrop?) And Wilm Düperthal. |
13 Herders Conversations-Lexikon von 1857 schreibt dazu: „Selters (Nieder-), nassauisches Dorf, bekannt
durch seinen alkalinisch-salinischen Sauerbrunnen (Kohlensäure, kohlen-, schwefelsalz-, phosphorsaures
Natron, salz- und schwefelsaures Kali, kohlensauren Kalk enthaltend) von dem jährlich 1 ½ Million
Krüge versandt werden“.
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13 Herders Conversation Lexicon of 1857 writes: "Selters (Lower), Nassauisches village, known by its alkaline-saline Sauerbrunnen (carbonic acid, carbonic, sulfuric, phosphate of soda, hydrochloric and sulphate containing Kali, carbonate of lime) of which produces 1 ½ million pitchers a year ".
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Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
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Erste Seite aus Johann Drückes Anschreibebuch mit Angabe von Lieferungen an
Kunden zur Frankfurter Ostermesse am 26. März 1796 |
First page from Johann Drückes ledger with deliveries to customers at the Frankfurt Easter trade fair on March 26, 1796 |
Die Kundschaft Johann Drückes ist im wesentlichen in Ortschaften des Südsauerlandes
zu finden, wobei Ostentrop, Elspe und Fretter verständlicherweise den
Hauptanteil ausmachen. Die Namen der Kunden in der nachfolgenden Zusammenstellung14
sind in der Originalschreibweise wiedergegeben:
Altenhellefeld: Clemens Bohse
| The clientele of Johann Drückes can be found mainly in the villages of the southern Sauerland, whereby Ostentrop, Elspe and Fretter understandably make up the main part. The names of the customers in the following compilation14 are given in the original notation:
Altenhellefeld: Clemens Bohse
|
14 Diese Zusammenstellung ist möglicherweise unvollständig, da die Handschrift schwer lesbar ist, und
somit Namen übersehen oder nicht erkannt wurden.
|
14 This compilation may be incomplete, as the handwriting is difficult to read, thus overlooking names or not recognizing names.
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Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
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Altenvalbert: Diderich Tilman
Bausenrode: Schulte
Bonzel: Joh. Schulte, Caspar Domes
Deutmecke: Heimes
Elspe: Jorgen Schmitgens, Peter Schöttes, Matias Wolff, Jost Cremer, Joh. Cordes,
Jacobus Schöttes, Matias Stesman, Peter Schöttler, Heinrich Schötteler, Phillip Marlus
(?), Gaudens Schulte
Förde: Peter Köhler
Fretter: Johann Bitter, Matias Köler, Joh. Henke, Joh. Hachen gnt. Trappe, Wicker,
Vorsteher Schurman, Joh. Broger, Jann Gergen Sömer gnt. Rode, Melcher, Hufnagel
Kirchveischede: Wilhelm Brill, Joh. Dieckof
Klingelborn: Hermann Hesse, Peter Hesse, Peter Klingelborn (?)
Kückelheim: Joh. Neuhäuser
Lenhausen: Aaron Heyman
Meggen: Peter Crögell, Joh. Frede,
Melbecke: Caspar Hesse
Oberhundem: Peter Senger, Cremer
Ostentrop: Joseph Henke gnt. Keiser, Johann Peter Reuter gnt. Greitens bzw. Witwe
Greitens, Josef Schulte, Johan Schmitten, Johan Hunold, Rotgerus Fisbach,
Scherman, Joh. D. Schroder, Jacobus Schurman gnt. Sommerhof, Adolf Kayser,
Frau Koeper, Fritz Jasper, Homberg, Joh. Kirchhof, Joh. Peter Schmitten, Jost Hachen
in Junkern Backhaus, Herman in Junkern Backhaus
Plettenberg: Feldscher Cramer
Ramscheid: Joseph Hencke gnt. Volmer
Salwey: Josef Wortman
Schönholthausen: Vorsteher Tilman
Sporke: Jorgen Junker, Peter Rösler (?)
Stockum: Herr Klöckner, Bender
Sundern: Jost Hachen
Welschen Ennest: Godfrid Griese, Damian Limper
Weuspert: Franz Hermes
Ohne Ortsnennung: Daniel Schmellenberg, Jorgen Rademacher, Jude Isack Levi,
Madameselle (= Mademoiselle) Oberstad jetzo Madame Birgans
Zu diesen Kunden im Sauerland kommen hinzu die zahlreichen Geschäftspartner
und Firmen mit denen Johann Drücke zusammenarbeitete. Nicht alle sind mit ihrem
Firmensitz angegeben. Zu den genannten Orten gehören u. a.:
| Altenvalbert: Diderich Tilman
Bausenrode: Schulte
Bonzel: Joh. Schulte, Caspar Domes
Deutmecke: Heimes
Elspe: Jorgen Schmitgens, Peter Schöttes, Matias Wolff, Jost Cremer, Joh. Cordes,
Jacobus Schöttes, Matias Stesman, Peter Schöttler, Heinrich Schötteler, Phillip Marlus
(?), Gaudens Schulte
Förde: Peter Köhler
Fretter: Johann Bitter, Matias Köler, Joh. Henke, Joh. Hachen gnt. Trappe, Wicker,
Vorsteher Schurman, Joh. Broger, Jann Gergen Sömer gnt. Rode, Melcher, Hufnagel
Kirchveischede: Wilhelm Brill, Joh. Dieckof
Klingelborn: Hermann Hesse, Peter Hesse, Peter Klingelborn (?)
Kückelheim: Joh. Neuhäuser
Lenhausen: Aaron Heyman
Meggen: Peter Crögell, Joh. Frede,
Melbecke: Caspar Hesse
Oberhundem: Peter Senger, Cremer
Ostentrop: Joseph Henke gnt. Keiser, Johann Peter Reuter gnt. Greitens bzw. Witwe
Greitens, Josef Schulte, Johan Schmitten, Johan Hunold, Rotgerus Fisbach,
Scherman, Joh. D. Schroder, Jacobus Schurman gnt. Sommerhof, Adolf Kayser,
Frau Koeper, Fritz Jasper, Homberg, Joh. Kirchhof, Joh. Peter Schmitten, Jost Hachen
in Junkern Backhaus, Herman in Junkern Backhaus
Plettenberg: Feldscher Cramer
Ramscheid: Joseph Hencke gnt. Volmer
Salwey: Josef Wortman
Schönholthausen: Vorsteher Tilman
Sporke: Jorgen Junker, Peter Rösler (?)
Stockum: Herr Klöckner, Bender
Sundern: Jost Hachen
Welschen Ennest: Godfrid Griese, Damian Limper
Weuspert: Franz Hermes
Ohne Ortsnennung: Daniel Schmellenberg, Jorgen Rademacher, Jude Isack Levi,
Madameselle (= Mademoiselle) Oberstad jetzo Madame Birgans
In addition to these customers in the Sauerland are the numerous business partners and companies with whom Johann Drücke worked. Not all are listed with their headquarters. The places mentioned include, among others:
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Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop
| Local History Contributions from the Municipality of Finnentrop |
Arnsberg, Butzbach, Burgsteinfurt, Breckerfeld, Frankfurt, Friedrichsdorf (bei Gütersloh
oder Taunus?), Greven, Haselünden (= Haselund oder Haselünne?), Herborn,
Ibbenbüren, Langenberg, Lingen, Littfeld (bei Kreuztal), Münster, Mettingen,
Nordwalde, Osnabrück, Reck, Rheine, Riesenbeck (bei Hörste), Senden, Soest,
Oberwilstad ?, Sogell ( = Sögel ?), Vilbel, Werl
Nach dem Tod des Johann Drücke wurden die Geschäfte offenbar von seinem
Schwiegervater Johann Peter Bitter als „Vormund“ (Kopie S. 75) zunächst weitergeführt,
wobei dieser bemüht war, vor allem die Außenstände säumiger Kunden
einzufordern. Er setzte die Eintragungen in Drückes Anschreibebuch fort. Auch die
Wortmanns in Salwey kamen häufiger ins Spiel und ab 1803 war es Ferdinand
Wortmann, der neue Ehemann der Witwe Drücke, auf den das Recht auf Erhalt der
eingeforderten Gelder überging. Die zeitlich letzte Eintragung in Johann Drückes
Schreibbuch gibt ein Rätsel auf. Sie ist datiert vom 29. Mai 1804 (Kopie S. 77) und
bestätigt den Empfang einer Zahlung von Schulte in Bausenrode. Unterzeichnet ist
sie von „Johan Drüecke“. Um wen es sich bei diesem Johan Drüecke handelt, bleibt
wohl ungeklärt.
Bereits 1931 hat sich ein unbekannter Autor mit Drückes Anschreibebuch beschäftigt
und es ausgewertet. Seine Ausführungen zur Fuhrmannstätigkeit des Johann
„Drucke“, den er allerdings fälschlicherweise als in Schönholthausen ansässig bezeichnete,
wurden in der Zeitschrift Heimatborn15 veröffentlicht. Bei einem Vergleich
des Textes mit dem erhaltenen Original des Anschreibebuches stellte sich
jedoch leider heraus, dass die vom Autor unter dem Jahr 1783 zitierten Eintragungen
in diesem Original nicht aufzufinden sind. Es ist daher zu vermuten, dass es ein
zweites Anschreibebuch gegeben hat, in dem sich die Aufzeichnungen aus den ersten
Jahren des Drückeschen Fuhrunternehmens befanden und das verschollen ist.
Dennoch sind die Ausführungen des unbekannten Autors es wert, hier noch einmal
abgedruckt zu werden. So schrieb er über Johann Drücke:
„Dieser Bauer fuhr je nach Bedarf durchs ganze Land, um die ihm anvertrauten
Waren weiter zu befördern oder die angekauften Waren an den Mann zu bringen. So
kaufte er 1783 im September von Franz W. Cramer in Arnsberg 16 Kuhfelle, à Decke
22 Rtlr., ebenso 39 Schaffelle, das Stück zu 12 Stübern. In Werl lud er ferner
noch Kuhfelle auf, so dass die ganze Fuhre einen Wert hatte von 260 Rtlr. Sie wurde
bezahlt in Carolin. (25 Carolin = 191 Rtlr. 20 Stbr.) Im Sommer desselben Jahres |
Arnsberg, Butzbach, Burgsteinfurt, Breckerfeld, Frankfurt, Friedrichsdorf (near Gütersloh or Taunus?), Greven, Haselünden (= Haselund or Haselünne?), Herborn, Ibbenbüren, Langenberg, Lingen, Littfeld (near Kreuztal), Münster, Mettingen, Nordwalde, Osnabrück, Reck, Rheine, Riesenbeck (near Hörste), Senden, Soest, Oberwilstad ?, Sogell (= Sögel?), Vilbel, Werl
After the death of Johann Drücke the businesses were apparently continued by his father-in-law Johann Peter Bitter as a "guardian" (copy p. 75), which was endeavored to demand, above all, the accounts receivable of defaulting customers. He continued the entries in Drückes book. The Wortmanns in Salwey came more often in the game and from 1803 it was Ferdinand Wortmann, the new husband of the widow Drücke on the right to receive the funds demanded passed. The chronologically last entry in Johann Drückes pen is a mystery. It is dated 29 May 1804 (copy p. 77) and confirms the receipt of a payment from Schulte in Bausenrode. She is signed by "Johan Drüecke". Who it is with this Johan Drüecke is probably unclear.
As early as 1931, an unknown author has dealt with Drückes textbook and evaluated it. His remarks on the carter activity of Johann "prints", which he falsely referred to as resident in Schönholthausen, were published in the magazine Heimatborn15. In a comparison of the text with the preserved original of the ledger book, however, it turned out unfortunately that the entries cited by the author in 1783 are not found in this original. It is therefore to be assumed that there was a second entry book in which the records from the first years of the Drückesche trucking company were and that has disappeared. Nevertheless, the comments of the unknown author are worth reprinting here. So he wrote about Johann Drücke:
"This farmer drove as needed across the country to carry the goods entrusted to him or to sell the purchased goods to the man. So in September 1783, he bought from Franz W. Cramer in Arnsberg, 16 cow skins, at 22 Rtlr. each, as well as 39 sheepskins, at 12 Stbr. each. In Werl he also loaded cow skins on, so that the whole load had a value of 260 Rtlr. He was paid in Carolin. (25 Carolin = 191 Rtlr. 20 Stbr.). In the summer of the same year |
15 Sauerländer auf der Frankfurter Messe vor 150 Jahren, in: Heimatborn, Monatsschrift für Heimatkunde
des ehem. Hochstifts Paderborn und der angrenzenden Gebiete, Arnsberg, 8. Jahrgang 1931, Nr. 3,
S. 11. – Unterzeichnet ist der Artikel mit dem Kürzel …berg. Wer sich dahinter verbirgt, konnte leider
nicht ermittelt werden.
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15 Sauerländer at the Frankfurt fair 150 years ago, in: Heimatborn, monthly for local history of the former Hochstift Paderborn and the adjacent areas, Arnsberg, 8th year 1931, No. 3, p. 11. - Signed is the article with the acronym …mountain. Who is behind it, unfortunately could not be determined.
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S. 77 des Drückeschen Anschreibebuches mit der Unterschrift eines Johan Drüecke |
Page 77 of the Drücke ledger with the signature of one Johan Drüecke |
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Das ehemalige Haus Krämer
wird z. Zt. noch renoviert.
Der ehemalige Wirtschaftsgiebel
zeigt wieder
sein schönes Fachwerk.
Aufnahme September 2013. |
The former house Krämer is z. Currently still renovated. The former gable again shows its beautiful framework. Recording September 2013. |
hatte er in Münster größere Posten (55) Felle gekauft und aufgestapelt bei Schlotterbeck.
Hier hatte er mit Dukaten bezahlt. 20 Dukaten entsprachen 98 Taler 14 Schillinge.
Die vorhin angegebenen Schaffelle waren die Überbleibsel der 39 Schafe, die
während der Tagung des Landtages in Arnsberg verzehrt worden waren. Überhaupt
sind Felle eine seiner liebsten Handelswaren gewesen. So hatte er sich alle schlechten
Kuhfelle ausbedungen, die in Münster in der Zeit von Juli bis zum Münsterschen
Herbst-Send vom Schlachten übrig blieben. |
he had bought larger items (55) of furs in Münster and piled them up at Schlotterbeck. Here he had paid with ducats. 20 ducats corresponded to 98 talers 14 shillings. The previously mentioned sheepskins were the remnants of the 39 sheep that had been consumed during the session of the Diet in Arnsberg. In general, skins have been one of his favorite commodities. So he had made up all the bad cowhides that remained in Munster in the period from July to the Munster Autumn Send from battles. |
Von der Herbstmesse aus belieferte Drücke Mathäus Meyberg u. Comp. (in Herborn)
mit einem Ballen Flanell, der 9 1/2 Zentner wog. Der Zentner war angesetzt
mit 5 Tlr. 46 Kreuzern. Das Wiegegeld betrug 19 Kreuzer. Von dieser Tour brachte
er mit: Strümpfe, Pfeifen, ½ Ohm rheinischen Branntwein zu 20 Rtlr. 55 Stbr., Leinenkarten,
1 ½ Pfund Kaffee 9 Schilling 4 Pfg., Pfund Kandis 6 Schilling 6 Pfg., 2
Lot Tee 1 Schilling 2 Pfg., ein Paar Manns- und ein Paar Kinderschuhe 1 Rtlr. 22
Schilling.
Zur Frühjahrsmesse vertraute ihm Scheffer (= Schäfer) Withoff von Salwei
aus nach Welschenennest 36 Stück Schinken an, die 492 Pfund wogen. 1000
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From the autumn fair, Drucke supplied Mathäus Meyberg u. Comp. (in Herborn) with a bale of flannel weighing 9 1/2 talents. The hundredweight was set with 5 Tlr. 46 cruisers. The weighing money was 19 kreuzer. From this tour he brought with: Stockings, pipes, ½ ohm Rhenish brandy to 20 Rtlr. 55 bars, linen cards, 1 ½ pounds of coffee 9 shillings 4 Pfg., Pounds of candy 6 shillings 6 Pfg., 2 lots of tea 1 shilling 2 Pfg., A pair of man's shoes and a pair of children's shoes 1 Rtlr. 22 shillings.
At the spring fair, Scheffer (= shepherd) Withoff, from Salwei, entrusted 36 pieces of ham to Welschenennest, which weighed 492 pounds. 1000
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Sensen, die ebenfalls zur Messe gebracht wurden, ergaben eine Fracht von 5 Talern 15 Stübern.
Am 22. März erhielt Heinefeld in Ibbenbüren 1 5/8 Zentner Sohlleder. Das Zentner Sohlleder kostete 32 Rtlr. An Fracht mussten 5 Rtlr. 87 Pfennig gezahlt werden. Am 10. März hatte er einen Knecht abgefertigt nach Friesland. Er erhielt 9 Louisdor = 81 Taler (?) 3 Carolin = 33 Taler 12 Groschen, 4 Louisdor = 36 Taler an Münzgeld. Sa. 150 Taler 12 Stüber.
Ein anderer Knecht, der nach Rheine zu fahren hatte, erhielt 6 Carolin, 15 Louisdor, 16 Dukaten = 84,20 Rtlr., Münz Louisdor 63 Tlr. an Frachtgeldern. Im Ganzen erhielt dieser 477 Rtlr. 44 Stbr. Bei seiner Ladung waren 1 Beschlageisen zu 88 Pfund, ein anderes zu 80 Pfund und 1 Nageleisen zu 97 Pfund. Dieser Knecht hatte den Sonderauftrag, ½ Dutzend Spiegel mitzubringen.
Aus den Ausführungen geht zur Genüge hervor, was alles zur Messe gefahren wurde, woher die einzelnen Teile ihm zugestellt wurden, deren Vermittlung der Drücke (heute Drüeke) besorgen musste. Alle aufgelieferten Waren wurden mit einem besonderen Zeichen versehen, in ein besonderes Verzeichnis aufgenommen und dann ging der Handel vor sich. Der Name Limper in Welschenennest ist öfter erwähnt durch Weinaufträge (Gründungsjahr der Fa. Gebr. Limper 1784).
Über die Länge der Fahrt und das Fortbleiben der Knechte erhalten wir einige Angaben aus folgender Notiz16:
1798, den 31ten August ist Frantz Hachen und Peter Bülle auf Francfort gefahren.
Haben an bahrem Gelt mitgenohmen 5 Carolin 48 Rtl. 20 Stbr., Eine Kahr Käse zu 62 Rtl. Dito eine halbe Kahr Saltz zu 10 Rtl. Dito Eine Rechnung an Herrn Strücker und Comp. in Langenberg groß 132 Rtl. 15 Stbr. Summa 252 Rtl. 35 Stbr. nebenstehende Summa 281 Rtl. rest 28 Rtl. 31 Stbr.
1798 den 9. Oct. ist Frantz Hachen wieder nach Hauß gekommen hat an bahrem
Geld wieder obrück gebracht 148 Rtl. 6 Stbr. Dito. zwey Karen Keße gerechnet zu 130 Rtl. Dito noch 3 Rtl. Summa 281 Rtl. 6 Stbr.
| Sensen, who were also brought to the fair, resulted in a freight of 5 thalers 15 Stübern.
On March 22, Heinefeld received in Ibbenbüren 1 5/8 Zentner sole leather. The hundredweight sole leather cost 32 Rtlr. At freight had 5 Rtlr. 87 pennies are paid. On the 10th of March he had a servant delivered to Friesland. He received 9 Louisdor = 81 Taler (?) 3 Carolin = 33 Taler 12 groschen, 4 Louisdor = 36 Taler to Münzgeld. Sa. 150 Thaler 12 Stüber.
Another servant, who had to go to Rheine, received 6 Carolin, 15 Louisdor, 16 ducats = 84.20 Rtlr., Münz Louisdor 63 Tlr. on freight money. In total, this 477 Rtlr. 44 hours At his charge were 1 fitting iron to 88 pounds, another to 80 pounds and 1 nail iron to 97 pounds. This servant had the special order to bring ½ dozen mirrors.
It is abundantly clear from what has been said that everything was brought to the Mass, whence the individual parts were delivered to him, whose mediation of the Drückes (today Drüeke) had to obtain. All delivered goods were given a special mark, added to a special directory and then the trade was going on. The name Limper in Welschenennest is often mentioned by wine orders (founding year of the company Gebr. Limper 1784).
About the length of the journey and the absence of the servants, we receive some information from the following note16:
1798, the 31st of August, Frantz Hachen and Peter Bülle drove on Francfort.
Have participated in Bahrem Gelt 5 Carolin 48 Rtl. 20 Stbr., One Kahr cheese to 62 Rtl. Ditto half a Kahr salt to 10 Rtl. Dito A bill to Mr. Strücker and Comp. in Langenberg large 132 Rtl. 15 hours Total 252 Rtl. 35 hours adjacent Summa 281 Rtl. rest 28 Rtl. 31 st.
1798 the 9th of Oct. Frantz Hachen has returned home to Bahrem
Money brought back again 148 Rtl. 6 hours Dito. Two Karen Keße calculated to 130 Rtl. Ditto 3 Rtl. Summa 281 Rtl. 6 hours
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16 Anm. d. Verf.: Diese Notizen stehen auf den Seiten 62 und 63 des Anschreibebuches und wurden vom
Verfasser dieses Beitrags korrigiert und in der originalen Rechtschreibung eingefügt. Sie wurden nach
dem Tod des Johann Drücke von Johann Peter Bitter eingetragen.
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16 Note d. Author: These notes are on pages 62 and 63 of the ledger book and have been corrected by the author of this entry and inserted in the original spelling. They were registered after the death of Johann Drücke by Johann Peter Bitter.
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Renovierte Inschrift auf dem Torbogen des Hauses Krämer/Drücke |
Renovated inscription on the arch of the Krämer/Drücke house |
Bereits nach 10 Tagen (19. Oktober) fuhren beide mit neuen Wagenfrachten nach
Frankfurt. Von dieser Fracht kehrten sie am 24. November zurück. Sie brachten
diesmal mit: 2 Ohm Branntwein, Salz, 1 Ztr. Tabak. Dem damaligen Vorsteher
Tillmann von Schönholthausen hat er öfter größere Mengen Wein besorgen müssen.
Vorsteher in Fretter war zur selben Zeit Schürmann. Für Kirchenwein wurde in der
damaligen Zeit bezahlt 48 Stüber für 1 Maß.
Über Personen und Gesindewechsel erfahren wir auch mancherlei. Martini 1795 ist
Anna Katharina Kohler ‚ins Jahr gangen’. Sie kam aus Sporke und erhielt als Jahreslohn
8 Taler. 1796 am selben Tag ist Anna Gertrud Hufnagel für denselben Betrag
in seine Dienste getreten. Am 27. November desselben Jahres kaufte er für sie
einen Stoßem Rock benebst seidenem Kamesohl17 von Meyer Katz18. Dafür hatte er
zahlen müssen 8 Rtlr. 15 Silbergroschen. Ein im folgenden Jahre in Dienst getretener
Jungknecht bekam 8 Rtlr. Der Großknecht, der damals den Namen Meister führte,
erhielt das Doppelte. Bei einer späteren neuen Verpflichtung musste der Bauer
| Already after 10 days (19 October) drove both with new car freight to Frankfurt. They returned from this cargo on November 24th. They brought this time with: 2 ohms brandy, salt, 1 Ztr. Tobacco. He often had to buy larger quantities of wine from the then head Tillmann von Schönholthausen. Chief in Fretter was Schürmann at the same time. For church wine was paid in the time 48 Stüber for 1 measure.
We also learn many things about persons and change of people. Martini 1795 is Anna Katharina Kohler, the year is over '. She came from Sporke and received 8 thalers as an annual salary. On the same day in 1796, Anna Gertrud Hufnagel entered his service for the same amount. On the 27th of November of the same year he bought for her a shock skirt next to silk Kamesohl17 from Meyer Katz18. For this he had to pay 8 Rtlr. 15 silver groschen. A young servant entered service the following year got 8 Rtlr. The groom, who at that time was called Master, received double. At a later new obligation the farmer had to
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17 Anm. d. Verf.: Kamisol = Wams, kurze Ärmeljacke.
18 Anm. d. Verf.: jüdischer Händler in Lenhausen.
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17 Note d. Verf .: Kamisol = jerkin, short sleeve jacket.
18 Note d. Author: Jewish merchant in Lenhausen.
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sogar 20 Taler Lohn ansetzen. Wenn Knechte und Mägde auch an sich geringen
Barlohn bekamen, so erhielten sie beim Anwerben den sog. „Mietpfennig“ oder das
„Handgeld“, das mindestens 1 Taler ausmachte. Außerdem erhielten die Mägde den
sog. ‚Lietlohn’. Es war das ein fester Satz von 20 Ellen Leinen, Wolle zu 3 Paar
Strümpfen, Blauleinen zu Schürzen usw. Die Knechte erhielten dementsprechend
andere Werte, sei es nun ein Kamisol, ein Kittel, Überstrümpfe, Kappen usw. 1792
kostete eine blaue Kappe 22 Stüber.
Das selbst gewebte Leinen färbten die Leute selbst blau, oder sie ließen den
sog. ‚Blaudrücker’ färben. Die Blaudrucker waren zur damaligen Zeit ein eigener
Stand der Färber, es gibt heute noch Familiennamen, die diesen Beinamen führen
oder aber ‚Blaufärbers’ heißen. Es ist bezahlt worden für eine Schürze zu färben 14
Schilling oder 3 ½ Stüber. Für einen Kittel zu färben zahlte man 54 Stüber; für 3 ¼
Ellen Hosenstoff 52 Stüber; für 2 Pfund Wolle 30 Stbr. Ein seidenes Halstuch hatte
einen Wert von 57 ½ Stbr. 5 Ellen Damast mit Knöpfen waren wert 1 Taler 45 Stbr.;
5 Ellen blaues Tuch = 1 Rtlr. 34 Stbr.; eine Pfeife, die meistens ein Silberrohr hatte,
musste mit 1 Taler beglichen werden.
In den Koalitionskriegen hat das Sauerland auch viele Kontributionen zahlen
müssen. Darüber sagen die Notizen folgendes: 1796 (3. September) zahlt für Joseph
Hencke gen. Keiser, Ostentrop, an Kontribution 6 Rtlr. 24 Stbr. (Kopie Seite 75).19
1797 am 22. Juni, soll Fretter nach Olpe Heu liefern: Brögger geladen 63 Rationen,
nur geliefert 35 Rationen. Melcher geladen 60 Rationen, nur geliefert 29 Rationen.
Hufnagel geladen 60 Rationen, nur geliefert 28 Rationen. Ostentrop: Schulte geladen
55 Rationen, nur geliefert 48 Rationen. Homberg geladen 54 Rationen, nur
geliefert 43 Rationen. Detmecke: Heimes geladen 40 Rationen, nur geliefert 35
Rationen (Kopie Seite 92).
Zur ‚Frankfoder ostermeeß 1796 rechnung vor Schüncken’. Es waren 484
Stück mit einem Gewicht von 6309 Pfund (Kopie S. 90).20
Anmerkung über die genannten Münzen, Maße und Gewichte
Münzen
Taler: (1518 zuerst in Joachimstal) in verschiedenen Wertstücken von 5,00-1,20
RM21
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even pay 20 talers. If servants and maids also received a small cash wage, they received the so-called "Mietpfennig" or the "hand money", which amounted to at least 1 Taler. In addition, the maids received the so-called, Lietlohn '. It was a fixed set of 20 yards of linen, wool to 3 pairs of stockings, blue linen to aprons, etc. The servants received accordingly different values, be it a camisole, a smock, over socks, caps, etc. In 1792 a blue cap cost 22 Stüber.
The self-woven linen colored the people themselves blue, or they dyed the so-called, Blaudrücker '. The blueprints were at that time a separate stall of the dyer, there are still surnames today, which lead this surname or else, blue dyers' hot. It has been paid for an apron to color 14 shillings or 3½ hrs. To dye for a smock one paid 54 Stüber; for 3 ¼ Ellen trousers 52 Stüber; for 2 pounds of wool 30 PCs. A silk scarf had a value of 57½ sts. 5 yards of damask with buttons were worth 1 thaler 45 yards; 5 cubits blue cloth = 1 r. 34 hours; a pipe, which usually had a silver pipe, had to be paid with 1 Taler.
In the Napoleonic Wars, the Sauerland also had to pay many contributions. The notes say the following about this: 1796 (3 September) pays for Joseph Hencke gen. Keizer, Ostentrop, to Contribution 6 Rtlr. 24 hours (copy page 75) .19 1797 on June 22, Fretter is to deliver hay to Olpe: Brögger loaded 63 rations, only delivered 35 rations. Melcher loaded 60 rations, only delivered 29 rations. Hufnagel loaded 60 rations, only delivered 28 rations. Ostentrop: Schulte loaded 55 rations, only delivered 48 rations. Homberg loaded 54 rations, only delivered 43 rations. Detmecke: Homes loaded 40 rations, only delivered 35 rations (copy page 92).
Zur, Frankfoder ostermeeß 1796 bill before Schüncken '. There were 484 pieces weighing 6309 pounds (copy p. 90).20
Note about the mentioned coins, measures and weights
coins
Taler: (1518 first in Joachimstal) in different value pieces from 5.00 to 1.20 RM21
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19 Anm.d. Verf.: Auf der folgenden Seite findet sich ein weiterer Eintrag: „1797 d. 12ten Aug. Debet vor
Capitein Schwartz 2 Rtl. 10 Stbr., Dito an Contribution 2 Rtl. 12 Stbr., Dito an Contrib. 1 Rtl. 6 Stbr.“
20 Anm.d. Verf.: Die Ostermesse dauerte vom 24. März bis 3. April 1796. Die in dieser Zeit verkauften
484 Schinken hatten ein Durchschnittsgewicht von 13 Pfund.
21 Anm. d. Verf.: Die Umrechnung erfolgte in Reichsmark (RM), die offizielle Währung der Weimarer Republik.
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19 Author's Note: On the following page there is another entry: "1797 d. 12th Aug. Debit before Capitein Schwartz 2 Rtl. 10 francs, Dito to Contribution 2 Rtl. 12 Fr., Dito to Contrib. 1 Rtl. 6 hours "
20 Author's Note: The Easter Mass took from March 24 to April 3, 1796. The 484 hams sold at that time had an average weight of 13 pounds.
21 Author's Note: The conversion was made in Reichsmark (RM), the official currency of the Weimar Republic.
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Dukaten: = 9 ½ RM., Goldmünze, sog. nach der Umschrift ‚Sit tibi, Christi, datus,
quem tu regis, iste ducatus’ = Christus, dies Herzogtum, das Du regierst, sei Dir
übergeben. Zum ersten Mal geprägt 1140. In Deutschland seit 1559 geprägt.
Schilling: = der römische solidus = 1,00 RM. (heute noch österreichische und englische
Münze).
Stüber: = Stüver seit 1609 in den erworbenen preußischen Gebieten etwa 5 Pfg.
Groschen: in den verschiedenen Ländern verschiedene Werte von etwa 75 Pfg. bis
10 Pfg.
Kreuzer: (nach dem aufgeprägten Kreuz) etwa 8 Pfg.
Louis d’or: = Ludwig von Gold. Es waren französische Goldmünzen, die zuerst
1640 unter Ludwig XIII. vorkommen. Seine Nachfolger prägten weiter (Ludwig
XIV., XV., XVI., XVIII.).An ihre Stelle trat später der Napoleon d’or. Der Louis
d’or galt etwa 25,00 RM.
Carolin: = Carolus d’or, englische Goldmünze etwa 20,00 RM.
| Ducats: = 9 ½ RM., Gold coin, so-called after the inscription, Sit tibi, Christi, datus, quem tu regis, is ducatus' = Christ, this duchy that you rule is given to you. First coined in 1140. Marked in Germany since 1559.
Schilling: = the Roman solidus = 1.00 RM. (today still Austrian and English coin).
Stüber: = Stüver since 1609 in the acquired Prussian territories about 5 Pfg.
Groschen: in the different countries different values ??from about 75 Pfg. To 10 Pfg.
Kreuzer: (after the imprinted cross) about 8 Pfg.
Louis d'or: = Louis of Gold. They were French gold coins, first in 1640 under Louis XIII. occurrence. His followers continued to shape (Louis XIV, XV, XVI, XVIII), which was later replaced by the Napoleon d'or. The Louis d'or was about 25.00 RM.
Carolin: = Carolus d'or, English gold coin about 20.00 RM.
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Gewichte
Zentner: von lat. Centum = 100, hatte zu dieser Zeit etwa 106 Pfund, weil das
Pfundgewicht verschieden war.
1 Pfund = 32 Lot; 1 Lot = 16 2/3 gr.
1 Karre (Eisen): = 1000 Pfund
1 Fuder (Wein): = 6 Ohm = 8 ¼ hl.
½ Ohm: = 1 Eimer = 2 Anker = 30 Quant = 68,71 Liter
Elle: = 25 ½ Zoll = 66 2/3 cm.“
| Weights
Zentner: from lat. Centum = 100, at that time had about 106 pounds, because that
Pound weight was different.
1 pound = 32 lot; 1 lot = 16 2/3 gr.
1 cart (iron): = 1000 pounds
1 horse (wine): = 6 ohms = 8 ¼ hl.
½ ohm: = 1 bucket = 2 anchors = 30 quant = 68.71 liters
Cubit: = 25 ½ inches = 66 2/3 cm. "
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Quellen:
Franz Rinschen, Geschichtliche Informationen über das Kirchspiel Schönholthausen, Heft 3,
Familien und Häuser von Ostentrop. Als Manuskript gedruckt . Selbstverlag der Pfarrei
Schönholthausen, 1998.
Carl Josef Müller, Vom Rad zum Fuhrmannswagen. Ein technikgeschichtlicher Beitrag zur
Geschichte des Fuhrwesens. In: Kiepe, Pflug und Schraubstock. Hrsg. Westfälisches Schieferbergbau-
und Heimatmuseum Schmallenberg-Holthausen, Arnsberg 1999, S. 125 ff.
A. K. Hömberg, Heimatchronik des Kreises Olpe, Archiv für Deutsche Heimatpflege
G.m.b.H., Köln 1967, S. 290 ff.
www.peterspioneers.com/JEBD.htm
| Sources:
Franz Rinschen, Historical Information About the Parish Schönholthausen, Issue 3, Families and Houses of Ostentrop. Printed as a manuscript. Self-publishing of the parish Schönholthausen, 1998.
Carl Josef Müller, From the wheel to Fuhrmannswagen. A historical contribution to the history of motoring. In: Kiepe, plow and vise. Hrsg. Westphalian slate mining and Heimatmuseum Schmallenberg-Holthausen, Arnsberg 1999, S. 125 ff.
A. K. Hömberg, Heimatchronik des Kreises Olpe, Archiv für Deutsche Heimatpflege G.m.b.H., Köln 1967, S. 290 ff.
www.peterspioneers.com/JEBD.htm
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Bildnachweis: Volker Kennemann (S. 168, 175, 177) – Liesel Hümmler (S. 164, 171, 174) –
Christoph Vetter (S. 166), S. Fehlemann: Deutsche Graphik des Klassizismus und der Romantik.
Wuppertal 1889, S. 123 (S. 161) – www.stadtarchaeologie-lueneburg.de (S. 170)
| Photo Credits: Volker Kennemann (pp. 168, 175, 177) – Liesel Hümmler (pp. 164, 171, 174) –
Christoph Vetter (p. 166), S. Fehlemann: Deutsche Graphik des Klassizismus und der Romantik.
Wuppertal 1889, p. 123 (p. 161) – www.stadtarchaeologie-lueneburg.de (p. 170) |
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